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Libellen - eine (kleine) Einführung | |||||
Willkommen Einführung Entwicklungsgeschichte Libellen im Tierreich die Ordnung Odonata Lebensräume Arten in D, A, CH die Namensgebung Rote Listen in D, A, CH Körperbau Lebenslauf einer Libelle Ei Larve Schlupf Exuvie Imago Paarung Eiablage Verhaltenstipps Stechen Libellen? Glossar Bildnachweis Links Bücher Danke History Dietmar Mengelberg Schottener Str. 25 60435, Frankfurt, DE |
die Imago Nach dem Aushärten der Flügel startet die junge Libelle zu ihrem ersten Flug, dem Jungfernflug. Er f�hrt sie weg vom Geburtsgewässer, damit die Libelle reifen (erwachsen werden) kann. Würde sie am Gewässer bleiben, wäre ein Weibchen sofort von Männchen zur Paarung aufgegriffen worden, ein Männchen gelte als Konkurrent und würde von älteren Männchen vertrieben werden. Um aber in Ruhe reifen zu können fliegt das frischgeschlüpfte Tier vom Gewässer in die nähere oder weitere Umgebung ab. Aus diesem Grund sieht man manchmal Libellen an Orten, an denen man sie �berhaupt nicht vermutet hätte, und die bis zu einigen Kilometern vom nächsten potentiellen Habitat (Brutgewässer) entfernt liegen. Hier, weit weg vom Schlupfort, wo der innerartliche Druck auf das Individuum sehr viel geringer ist als am Heimatgewässer (keine Paarungsversuche, keine Revierkämpfe), kann die Libelle reifen: Ihre Farben prägen sich aus, der gesamte Körper härtet weiter, und die Geschlechtsorgane entwickeln sich vollständig. Während dieser Zeit ist es Libellen auch möglich neue Gebiete zu erschließen, wie neu angelegte Teiche (Gartenteiche, Naturschutzteiche, ...), Gewässer in Abbaugebieten (Kiesgrube, Sandgrube, ...) oder neue Gräben und Bachläufe (neu angelegte Be- und Entwässerungsgräben, renaturierte Bachläufe, ...). Diese Reifungsphase dauert je nach Art unterschiedlich lange, sie reicht von wenigen Tagen bei den Kleinlibellen bis zu 2 - 3 Wochen bei Großlibellen. ![]() Abb. 1: junges Weibchen des Großen Blaupfeils (Orthetrum cancellatum) Nach dieser Zeit zieht es die Libelle wieder zurück an ihr Schlupfgewässer, oder sie verbleibt am neu besiedelten Gewässer, um sich hier zu paaren. Die Männchen besetzen Reviere, die unterschiedlich groß sind. (Die besten Reviere halten natürlich die stärksten Männchen) Bei Kleinlibellen können sie wenige Quadratdezimeter klein sein, manche Großlibellenmännchen besetzen aber auch Reviere mit bis zu fünfzig Metern Uferlänge. Hier patroullieren sie auf und ab, vertreiben Rivalen und warten auf die Weibchen. Sobald sich ein Weibchen blicken lässt, wird es vom Männchen ergriffen und zur Paarung aufgefordert. Diese Zeit der Paarungsbereitschaft dauert bei Kleinlibellen etwa 1 - 2 Wochen, bei Großlibellen etwa 4 - 6 Wochen. Mit dem Ende der Paarungszeit ist auch die biologische Uhr der Tiere abgelaufen. Sie haben ihre Aufgabe (die Vermehrung und damit die Sicherung der Art) erfüllt, die Tiere sterben. Die Libellen haben also nur eine kurze Lebenserwartung (als vollständig entwickeltes Insekt) von wenigen Wochen (1 - 2 Wochen bei Kleinlibellen, 6 - 8 Wochen bei Großlibellen), mitunter ist die Zeit als reifes Insekt sehr viel kürzer als die Larvenperiode (z.B. Gestreifte Quelljungfer Cordulegaster bidentata: bis zu 5 Jahre larvale Entwicklungszeit, etwa 7 Wochen Reifungs- und Paarungszeit). Hierbei gibt es jedoch eine Ausnahme: die Winterlibellen (Gattung Sympecma), von denen in Deutschland zwei Arten vorkommen, überwintern als Imago und leben bis zu 11 Monate. Die meiste Zeit jedoch befinden sie sich im Ruhezustand, versteckt an Wärmeinseln in der Natur (windgeschützte, sonnige Gebiete). ![]() Abb. 2: die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) ist neben ihrer seltenen Schwesterart die einzige Libelle in Mitteleuropa, die als Imago überwintert Wie alle Insekten sind die Libellen kaltblütig, sie passen also ihre Körpertemperatur der Temperatur der Umgebung an. So kann man morgens oft Libellen sehen, die, vom Tau bedeckt, regungslos an Pflanzenstengeln sitzen und auch nicht wegfliegen, wenn man sich ihnen nähert oder gar anfasst. Ihre Körpertemperatur ist zu niedrig, die Muskeln können nicht bewegt werden, das Tier ist also in einer Art Kältestarre. Erst mit zunehmendem Sonnenstand und damit bei zunehmender Temperatur erwärmt sich auch die Libelle, bis ihr Blut endlich so warm ist, dass sie fliegen kann. Wie verhält sich eigentlich eine Libelle bei zuviel Wärme, kann sie schwitzen? Nein, sie kann es nicht, aber trotzdem ist es ihr möglich die Körpertemperatur zu regeln. Dazu nimmt sie die Obeliskstellung ein: Sie streckt ihr Hinterleib (Abdomen) soweit in die Höhe und der Sonne entgegen, dass ihr Schatten minimal wird, also so, dass ihr Körper möglichst wenig direkter Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist. In einem Experiment setzte MAY (1988, zitiert in CORBET 1999) eine Libelle einer amerikanischen Art der direkten Bestrahlung mittels einer 250-W-Lampe aus. Dabei maß er die Körpertemperatur. Diese stieg zuerst an, dann nahm das Insekt die Obeliskstellung ein, und die Körpertemperatur blieb im Weiteren konstant. Zumindest die Großlibellen haben einen ausgeprägten Geschlechtdimorphismus, was bedeutet, dass sich Männchen und Weibchen stark in ihrer Färbung unterscheiden. Die Männchen sind zumeist bunter, während die Weibchen eher gedeckt, in braunen Tönen gefärbt sind. Bei Kleinlibellen ist dies genauso, nur sind hier die Unterschiede nicht ganz so groß. Besonders bei Tieren der Gattung Binsenjungfern (Lestes) ist die Geschlechterunterscheidung aus der Ferne nicht sehr einfach.
Abb. 3 und 4: Beispiel f�r Geschlechtsdimorphismus: links Weibchen, rechts M�nnchen von der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens) Manchmal kommt es wegen sehr guter äusserer Umstände (Wetter, kein Feinddruck, Nahrungsangebot) zu einer Massenentwicklung von Larven, die dann mitunter auch in einen Massenschlupf münden kann. Dies wird allgemein als Ursache für das Phänomen des Libellenzugesangesehen. Er ist, so lässt sich anhand der historischen Literatur sagen, seltener geworden, er wurde aber auch früher nicht sehr oft oder gar regelmäßig beobachtet. Die Libellenschwärme erreichen oft riesige Ausmaße. Im 19. Jahrhundert wurde ein Schwarm beobachtet mit geschätzten 2,5 Millionen Tieren. Der letzte mir bekannte Bericht über einen Libellenzug stammt von SCHAUB aus dem Jahr 1996. Er beobachtete an der Kurischen Nehrung (Ostsee, Russland, Gebiet Kaliningrad [Königsberg]) einen Schwarm des Vierflecks (Libellula quadrimaculata), einer Libelle, die fast in allen Berichten über einen Massenzug erwähnt wird. Während drei Stunden beobachtete er den Zug, der in der Zeit der größten Dichte etwa 9.000 bis 10.000 Exemplare pro Stunde enthielt. Die Ursachen für einen Zug sind noch ungeklärt, da aber zumeist junge Tiere gesehen werden ist anzunehmen, dass die Massenentwicklung von Arten dafür verantwortlich ist. Literatur, die erwähnt wurde: Schaub, M. (1997): Ein Massenzug von Libellula quadrimaculata L. entlang der Kurischen Nehrung (Anisoptera: Libellulidae). Libellula 16: 181 - 184 |