|
Gabel-Azurjungfer
Coenagrion scitulum (Rambur, 1842)
|
|
Dainty Bluet, Dainty Damselfly |
|
gaffelwaterjuffer |
|
Agrion mignon |
|
- |
|
latka zalotna |
|
- |
|
- |
Namensgebung
deutsch |
|
|
Azurjungfer: nach den azurblauen Hinterleibern der Männchen Gabel-: nach der Gabelzeichnung auf dem 2. Hinterleibring der Männchen |
wissenschaftlich |
|
|
Coenagrion: gr. koinos - gemeinsam, allgemein, weitverbreitet und gr. agrion - wildes >Insekt< scitulum: lat. scitulus - allerliebst |
Originalgröße |
Systematik |
Gefährdung |
|
30 - 33 mm |
- Unterordnung
- Kleinlibellen (Zygoptera)
-
- Familie
- Schlanklibellen (Coenagrionidae)
- Welt: 20 Familien
- Europa: 5 Familien
- D, A, CH: 4 Familien
- Gattung
- Azurjungfern (Coenagrion)
- Welt: 91 Gattungen
- Europa: 7 Gattungen
- D, A, CH: 7 Gattungen
- Art
- Gabel-Azurjungfer
- (Coenagrion scitulum)
- Welt: 33 Arten
- Europa: 40 Arten
- D, A, CH: 9 Arten
- Unterarten
keine
|
Deutschland
Österreich
Schweiz
(siehe auch Rote Listen in D, A, CH) |
Flugzeit
Verbreitung
© Dijkstra & Lewington violett: Hauptverbreitungsgebiet blau: unregelmäßige Vorkommen +: isolierte Vorkommen Fragezeichen: isolierte unsichere Vorkommen |
|
Welt |
|
holomediterranes Faunenelement, von Spanien und Marokko bis Kleinasien (Iran), überall nur selten und lückig; isolierte Populationenin Österreich, Ungarn, Südpolen, Rümanien, ehemals bis Südengland; seit einigen Jahren in Ausbreitung (durch Frankreich nach Südbelgien und Westdeutschland); nur in der Ebene, im Mittelmeerraum bis in 1.300 m Höhe |
|
Deutschland |
|
ehemals wohl nur in Baden-Württemberg bodenständig und in westlichen Bundesländern nur vereinzelte Sichtbeobachtungen; seit einigen Jahren in Ausbreitung über das Rheintal sowohl von Süden (Baden-Württemberg, Bayern) als auch von Norden (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz), in den genannten Bundesländern auch bodenständig; fehlt noch in Ostdeutschland |
|
Österreich |
|
bodenständig nur im Osten; in Ausbreitung betroffen: durch breite Strom-Auen; bis knapp 400 m Höhe |
|
Schweiz |
|
seit 2001 bekannt, mittlerweile einige bodenständige Populationen; in Ausbreitung betroffen: durch Rhônetal und Genfer Becken, von Donaubecken in das Rheintal |
|
Lebensraum
Der ursprüngliche Lebensraum der Gabel-Azurjungfer waren wohl die Gewässer der Auen großer Ströme. Daruaf weisen die heutzutage besiedelten Gewässer hin. Sie bevorzugt sonnige, vegetationsreiche Gewässer. Dies können stehende Gewässer (Teiche, Wasserlöcher, Sandgruben, usw.) ebenso sein wie langsam fließende Gewässer (Bach, Fluss, Kanal, usw.). Diese Gewässer müssen eine reiche Submers-vegetation (Tausendblatt, Hornblatt, usw.) und / oder dichtere Bestände aus dem Wasser ragender Pflanzen (bevorzugt Binsen) aufweisen. Schwimmblattvegetation (Laichkraut, Seerose, Teichrose, usw.) optimieren ihren Lebensraum. Unsere Art schafft es auch, sich im Moor zu entwickeln. In Südeuropa ist sie zahlreicher in Fließgewässern zu finden.
Ökologie und Lebensweise
Anfang bis Mitte Mai verlassen die Larven das Wasser und erklimmen senkrechte Halme, z.B. von Binsen, Seggen, Schilf, usw. Sie verankern sich in einer Höhe von 20 - 40 cm am Substrat und beginnen mit ihrer letzten Häutung, dem Schlupf der Imagines Einzelne Funde sehr junger Tiere an Gewässern ohne aufstehende Vegetation lassen vermuten, dass die Tiere auch auf waagerechten Substrat wie Schwimmblättern schlüpfen können.
Ihre Reifezeit verbringen die frisch geschlüpften Imagines in Gewässernähe.
Die geschlechtsreifen Männchen kehren morgens an das Gewässer zurück und fliegen über die Gewässervegetation oder entlang der Ufervegetation. Hier erwarten sie die Weibchen. Sobald eines erspäht wird, stürzt sich das Männchen auf sie und klammert sich mit seinen Interleibs-anhängen fest. Gemeinsam suchen sie höhere Vegetation auf. Hier paaren sich die Tiere.
Nach der Paarung fliegt das Paar zur Eiablage an das Gewässer zurück. Die Eier werden in pflanzliches Gewebe nahe am Ufer gelegt, sehr gerne in die Blätter und Blütenstängel des Tausendblatts (Myriophyllum spec.) Das Männchen steht dabei senkrecht auf dem Weibchen. Die Eiablage erfolgt oftmals in Gemeinschaft, auch mit anderen Arten der Gattung Azurjungfern (Coenagrion).
Die Eier entwickeln sich innerhalb 6 - 7 Wochen. Dann entschlüpft ihnen die Prolarve, die sich unmittelbar danach zur Larve häutet.
Die Larven bewohnen die dichten Pflanzendickichte unter Wasser. Sie halten sich relativ nah am Ufer auf, verschwinden bei Gefahr aber sehr schnell in größere Tiefen. Sie sind sehr aktive Schwimmer, die nur seltenlaufen. Nach etwa einem Jahr haben sich die Larven soweit entwickelt, dass sie das Wasser verlassen können, um die fliegende Libelle schlüpfen zu lassen.
Ähnliche Arten
Wegen des hellblauen Grundtons der Körperfärbung der Männchen und der schwarzen Körperfärbung der Weibchen kann die Gabel-Azurjungfer mit einigen anderen Kleinlibellenarten verwechselt werden. Dies sind vor allem ihre Schwesternarten aus der Gattung Azurjungfern (Coenagrion), aber auch mit der Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum), der Pokaljungfer (Erythromma lindenii) und eventuell mit den Arten der Gattung Pechlibellen (Ischnura) besteht Verwechselungsgefahr. Letztere haben jedoch einen (in der Draufsicht) schwarzen Hinterleib, der nur am achten bzw. neunten Hinterleibsegment blau gefärbt ist. Von den anderen Arten unterscheidet sich unsere Art am einfachsten durch die Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibsegment (Männchen, Abb. links) bzw. der Form des Hinterrandes der Vorder-brust (Weibchen, Abb.rechts).
typische Zeichnung und Form von zweitem Hinterleibsegment (links, für Männchen) und Vorder-brust (rechts, für Weibchen) als wichtigste Unterscheidungsmerkmale der Gabel-Azurjungfer zu anderen Arten der Gattung Azurjungfern (Coenagrion) nach Dijkstra & Lewington
Die Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibsegment des Männchens erinnert (mit ein wenig Abstraktionswillen) an eine zweizinkige Gabel. (In der englischsprachigen Literatur wird die Zeichnung nicht als Gabel (fork), sondern als Katzenkopf (cat's head) interpretiert. Wenn auch die Katze sehr lange Ohren hat, so kommt diese Interpretaion der Zeichnung doch näher.) Diese Zeichnung ist jedoch relativ variabel. Das dritte Hinterleibsegment der Männchen besitzt im unteren Drittel eine Zeichnung, die an eine Lanzenspitze erinnert, die Segmente 4 und 5 sind in ihrer oberen Hälfte hellblau gefärbt, ihre unteren Hälften sind schwarz. Während die Hinterleibsegmente 6 und 7 zur Gänze schwarz gefärbt sind, ist das Segment 8 vollkommen und das Segment 9 bis auf eine kleine, variable Schwarzzeichnung nahezu vollkommen hellblau gefärbt. Mit dieser Zeichnung fallen sie nicht besonders auf zwischen den viel zahlreicher am jeweiligen Gewässer anwesenden Schwesterarten Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella), Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum) und Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum).
Der Hinterrand der Vorder-brust der Weibchen ist recht wellig (siehe Abbildung). Die Form vermittelt zwischen der leicht welligen Form bei der Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) und der stark eingebuchteten Form bei der Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum). Die Oberseite der Weibchen ist stets (?) blau gefärbt. Der Hinterleib der Weibchen besitzt einen recht hohen Anteil an der blauen Grundfarbe und unterscheidet sich so von den häufigeren Farbformen der Weibchen ihrer Schwesterarten.
(zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
Literatur, die erwähnt und benutzt wurde:
Dijkstra, K.-D.B. & R. Lewington (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. Gillingham: British Wildlife Publishing. S. 112
Monnerat, C. & B. Schmidt (2005): Coenagrion scitulum. - In: Wildermuth, H., Y. Gonseth & A. Maibach (Hrsg.) (2005): Odonata - Die Libellen der Schweiz. Fauna Helvetica 12. Neuchâtel: CSCF. S. 138-139
Raab, R., A. Chovanec & J. Pennerstorfer (2007): Libellen Österreichs. Wien: Umweltbundesamt & Wien, New York: Springer. S. 116-118
Robert, P.-A. (1959): Die Libellen (Odonaten). Bern: Kümmerly & Frey. S. 141
Sternberg, K. (1999): Coenagrion scitulum - Gabel-Azurjungfer. - In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Bd. 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera) Stuttgart: Ulmer. S. 297-300
nach oben
|
|