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Gemeine Keiljungfer
Gomphus vulgatissimus (Linné, 1758)
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Common Clubtail, Club-tailed Dragonfly |
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beekrombout |
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Gomphe vulgaire |
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klínatka obecná |
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gadzioglowka pospolita |
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Sandflodtrollslända |
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Almindelig Flodguldsmed |
Namensgebung
deutsch |
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Keiljungfer: nach dem keilförmigen Hinterleib der Männchen Gemeine: häufigste Art der Familie |
wissenschaftlich |
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Gomphus: gr. gomphos - Pflock, Keil vulgatissimus: vulgatissimus - am weitesten verbreitet |
Originalgröße |
Systematik |
Gefährdung |
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45 - 50 mm |
- Unterordnung
- Großlibellen (Anisoptera)
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- Familie
- Flussjungfern (Gomphidae)
- Welt: 11 Familien
- Europa: 5 Familien
- D, A, CH: 5 Familien
- Gattung
- Keiljungfern (Gomphus)
- Welt: 95 Gattungen
- Europa: 5 Gattungen
- D, A, CH: 3 Gattungen
- Art
- Gemeine Keiljungfer
- (Gomphus vulgatissimus)
- Welt: 51 Arten
- Europa: 6 Arten
- D, A, CH: 4 Arten
- Unterarten
keine
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Deutschland

Österreich

Schweiz

(siehe auch Rote Listen in D, A, CH) |
Flugzeit
Verbreitung
 © Dijkstra & Lewington violett: Hauptverbreitungsgebiet blau: unregelmäßige Vorkommen +: isolierte Vorkommen rosa: unbestätigte, aber vermutete Vorkommen |
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Welt
pontomediterrane Art mit Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa
Europa
von der französischen Atlantikküste bis an der Ural; Nord- und Mittelitalien, Nordgriechenland, Südschweden und -finnland; einzige bodenständige Art seiner Familie in Großbritannien
Deutschland
in jedem Bundesland nachgewiesen, größere und / oder bodenständige Vorkommen jedoch nur lokal
Österreich
in allen Bundesländern nachgewiesen; Nachweise konzentrieren sich auf die Auen von March und Donau
Schweiz
Verbreitungsschwerpunkt Mittelland, sonst nur sehr selten, meidet die Hochlagen
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Lebensraum
Die Gemeine Keiljungfer galt lange als eine Art, die an breite Flüsse mit Kiesbänken und -uferm gebunden ist. Es hat jedoch den Anschein, dass sie zunehmend auch stehende Gewässer besiedelt; die größten Vorkommen befinden sich aber immer noch in Fließgewässern. Wichtig scheint der Art ein vegetationsfreier Gewässerboden zu sein.
Ökologie und Lebensweise
Die Gemeine Keiljungfer ist eine typische Frühlingsart. Ihr Schlupf beginnt schon im Mai und ist bereits nach wenigen Wochen beendet. Innerhalb von 4 bis 15 Tagen ist mehr als die Hälfte aller Individuen eines Gewässers bzw. eines Gewässerabschnitts geschlüpft. Der Jungfernflug bringt die jungen Keiljungfern weg vom Ufer hin in die umgebende Vegetation (Büsche, Bäume). Hier setzen sie sich an besonnte Blätter und trocknen bzw. härten in Stunden (oder auch Tagen) ihre noch weichen Flügel. Sodann fliegen sie ab in die Umgebung, um hier zu jagen und ihre Geschlechtsreife zu bekommen. Nach etwa zwei bis vier Wochen haben sie sich so weit entwickelt, dass sie sich paaren können. Zuerst erscheinen die Männchen am Gewässer. Sie suchen sich exponierte Sitzwarten und warten auf die Weibchen. Nur vereinzelt starten die Männchen zu Patrouillenflügen. Da die Männchen keine Reviere bilden sondern nur Sitzwarten besetzen, müssen sie auf die Weibchen warten, bis diese irgendwann in ihrem Gesichtsfeld erscheinen. Sobald ein Weibchen erkannt wird, startet das Männchen zur Verfolgung, um es schließlich zu ergreifen. Da die Sitzwarten der Männchen durchaus dicht beieinander liegen können, kann es manchmal zu wilden Verfolgungsjagden mit einem Weibchen und mehrerer Männchen kommen. Das schnellste Männchen schließlich ergreift das Weibchen und koppelt seine Hinterleibsanhänge an ihren Kopf an. Unmittelbar danach bilden beide das Paarungsrad, und in dieser Formation fliegen sie an ein ruhiges Plätzchen, um die Paarung zu vollenden. Diese Plätze finden sie häufig abseits vom Gewässer, in Feldern oder anderer höherer Vegetation. Die Paarung dauert etwa 5 bis 10 min, dann trennt sich das Paar, und das Weibchen fliegt allein zur Eiablage. Das Weibchen sucht sich am Gewässer ebenfalls einen Platz zum sitzen und presst hier einen Eiballen heraus. Hat dieser eine gewisse Größe erreicht, fliegt sie zum Wasser und dippt mehrmals ihren Hinterleib mit dem Eiballen ins Wasser. Dieser fällt entweder auf einmal oder zu mehreren Teilen ins Wasser. Hat sich der Eiballen komplett vom Weibchen gelöst, fliegt es wieder ihren Sitzplatz an und presst einen weiteren Eiballen heraus. Innerhalb von drei bis vier Wochen, manchmal auch länger, entwickelt sich im Ei die Larve, bis sie schließlich schlüpft. Die Larven sind hervorragend an das Leben im Bodensubstrat angepasst: ihr Körper ist so gebaut, dass sich die Tiere schnell und relativ leicht in das Substrat eingraben können. Hier lauern sie, Kopf und Abdomenende aus dem Boden ragend, auf vorbeikommende Beute. Insgesamt verbringt die Larve zwei oder drei Jahre im Wasser, bis sie schließlich zur letzten Häutung das Wasser verlässt. Bei der Wahl der Schlupfposition sind die Larven nicht wählerisch: zwar schlüpfen sie bevorzugt in waagerechter Position, doch auch in senkrechter Position ist ein Schlupf möglich. Als Schlupfsubstrat benutzt unsere Art alle Strukturen, die sich ihr ergeben: Steine, Mauerecken, Äste, Baumstämme, Seggen, aber auch der sandige bis kiesigen Boden. Der Schlupfvorgang vollzieht sich außerordentlich schnell. Bereits nach weniger als einer Stunde nach dem Aufplatzen der Larvenhaut kann die frisch geschlüpfte Libelle unter optimalen Bedingungen zum Jungfernflug starten.
Ähnliche Arten
Die Gemeine Keiljungfer könnte mit allen Mitgliedern der Unterordnung Großlibellen (Anisoptera) verwechselt werden. Typisch für die Familie Flussjungfern (Gomphidae) ist jedoch, dass sich die Komplexaugen nicht berühren; die Augen der Familie Quelljungfern (Cordulegastridae) stoßen an einem Punkt zusammen, die Augen der anderen Großlibellen berühren sich in breiter Front. Die innerhalb der Familie Flussjungfern (Gomphidae) definierten Gattungen Flussjungfern (Ophiogomphus) und Zangenlibellen (Onychogomphus) unterscheiden sich im deutschsprachigen Raum von der Gattung Keiljungfern (Gomphus) folgendermaßen: die einzige hier vorkommende Art der Gattung Flussjungfern ( Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia)) hat einen hellgrünen Thorax und ein gelbschwarzes Abdomen, und bei den Arten der Gattung Zangenlibellen (Onychogomphus) sind die Hinterleibsanhänge der Männchen zu mächtigen, namensgebenden (Kneif-)Zangen ausgebildet. Gegenüber ihrer Schwesterart Westliche Keiljungfer (Gomphus pulchellus) haben unsere Art und die Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) einen im hinteren Ende keulenförmig verdickten Hinterleib. Im Bereich der "Keule" (Hinterleibssegmente 8 und 9) hat unsere Art eine großflächige vollkommen schwarze Zeichnung, bei jener Art ist diese Zeichnung auf mindestens einem Segment von einem größeren gelben Keil überlagert. Die Beine unserer Art sind einfarbig schwarz, die Beine jener Art sind gelb und haben nur dünne schwarze Längsstreifen. Während jene Art ihre gelbschwarze Färbung komplett behält, verfärben sich die Männchen unserer Art von Gelbschwarz kurz nach dem Schlupf zu Grünlichschwarz beim geschlechtsreifen Tier.
(zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
Literatur, die erwähnt und benutzt wurde:
Dijkstra, K.-D.B. (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. Gillingham: British Wildlife Publishing. S. 182-183
Raab, R., A. Chovanec & J. Pennerstorfer (2007): Libellen Österreichs. Wien: Umweltbundesamt & Wien, New York: Springer. S. 166-169
Robert, P.-A. (1959): Die Libellen (Odonaten). Bern: Kümmerly & Frey. S. 2230-235
Sternberg, K., B.Höppner, A. Heitz, S. Heitz & B. Schmidt (2000): Gomphus vulgatissimus - Gemeine Keiljungfer. - In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Bd. 2: Großlibellen (Anisoptera). Stuttgart: Ulmer. S. 310-326
Suhling, F. & O. Müller (1996): Die Flußjungfern Europas - Gomphidae (Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 628 = Die Libellen Europas Bd. 2). Magdeburg: Westarp-Wissenschaften und Heidelberg, Berlin, Oxford: Spektrum Akademischer Verlag. 240 S.
Wildermuth, H., Y. Gonseth & A. Maibach (Hrsg.) (2005): Odonata - Die Libellen der Schweiz. Fauna Helvetica 12. Neuchâtel: CSCF. S. 184-187
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