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Westliche Keiljungfer

Gomphus pulchellus Selys, 1840


Westliche Keiljungfer englisch Western Clubtail
niederländisch plasrombout
französisch Gomphe joli
tschechisch -
polnisch -
schwedisch -
dänisch -

Namensgebung
navdeutsch
Keiljungfer: nach dem keilförmigen Hinterleib der Männchen
Westliche: nach ihrem Hauptverbreitungsgebiet Westeuropa
navwissenschaftlich
Gomphus: gr. gomphos - Pflock, Keil
pulchellus: von pulcher - schön, hier: hübsch


Originalgröße Systematik Gefährdung
Größe





47 - 50 mm
Unterordnung
Großlibellen (Anisoptera)
Familie
Flussjungfern (Gomphidae)
Welt: 11 Familien
Europa: 5 Familien
D, A, CH: 5 Familien
Gattung
Keiljungfern (Gomphus)
Welt: 95 Gattungen
Europa: 5 Gattungen
D, A, CH: 3 Gattungen
Art
Westliche Keiljungfer
(Gomphus pulchellus)
Welt: 51 Arten
Europa: 6 Arten
D, A, CH: 4 Arten
Unterarten
keine

Deutschland
stark gefährdet


Österreich
verletzlich


Schweiz
potenziell gefährdet

(siehe auch navRote Listen in D, A, CH)

Flugzeit
J F M A
M
J J
A
S O N D


Verbreitung
Verbreitung Gom pulchellus
© navDijkstra & Lewington
violett: Hauptverbreitungsgebiet
rosa: unbestätigte, aber vermutete Vorkommen
Fragezeichen: isolierte unsichere Vorkommen

Welt
navatlantomediterrane Art, die ausschließlich im westlichen Europa beheimatet ist

Europa
Westeuropa: iberische Halbinsel, Frankreich, westlicher Teil von Deutschland; breitet sich seit längerem in nordöstliche Richtung aus

Deutschland
im westlichen Teil allgemein verbreitet und an geeigneten Biotopen häufig; (noch) keine Nachweise in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen

Österreich
(noch?) nur in Vorarlberg: Rheintal, Wasgau

Schweiz
in fast allen Regionen nachgewiesen, fehlt südlich der Alpen, in Graubünden und in den meisten Alpentälern

Lebensraum

Anders als es der Familienname "Flussjungfern" (Gomphidae) vermuten lässt, ist die Westliche Keiljungfer zumindest in Mitteleuropa ein Bewohner navstehender oder nur sehr langsam navfließender Gewässer. Am häufigsten ist er an vegetationsarmen Baggerseen zu finden, besiedelt aber auch Stauseen und Altarme großer Flüsse. Wichtig scheint ihm eine gute Besonnung des Gewässers zu sein, das über sandige oder kiesige, höchstens mit Seggen bestandene Ufer verfügt. Es wird vermutet, dass unsere Art mit Zunahme der Kiesgewinnung in den großen Flussauen und der damit verbundenen Zunahme an Baggerseen sein Verbreitungsgebiet nach Nordosten ausgedehnt hat.

Ökologie und Lebensweise

Die Westliche Keiljungfer ist eine typische Frühlingsart. Ihr navSchlupf kann bereits im Mai beginnen und ist bereits im Juli zu Ende. Schon nach 10 Tagen sind mehr als die Hälfte aller Individuen eines Gewässers geschlüpft.
Der Jungfernflug bringt die jungen Keiljungfern weg vom Ufer hin in die umgebende Vegetation (Büsche, Bäume). Hier setzen sie sich an besonnte Blätter und trocknen bzw. härten in Stunden (oder auch Tagen) ihre noch weichen Flügel. Sodann fliegen sie ab in die Umgebung, um hier zu jagen und ihre Geschlechtsreife zu bekommen. Nach etwa zwei bis vier Wochen haben sie sich so weit entwickelt, dass sie sich navpaaren können.
Zuerst erscheinen die Männchen am Gewässer. Sie suchen sich exponierte Sitzwarten und warten auf die Weibchen. Nur vereinzelt starten die Männchen zu Patrouillenflügen. Da die Männchen keine Reviere bilden sondern nur Sitzwarten besetzen, müssen sie auf die Weibchen warten, bis diese irgendwann in ihrem Gesichtsfeld erscheinen. Sobald ein Weibchen erkannt wird, startet das Männchen zur Verfolgung, um es schließlich zu ergreifen. Da die Sitzwarten der Männchen durchaus dicht beieinander liegen können, kann es manchmal zu wilden Verfolgungsjagden mit einem Weibchen und mehrerer Männchen kommen.
Das schnellste Männchen schließlich ergreift das Weibchen und koppelt seine navHinterleibsanhänge an ihren navKopf an. Unmittelbar danach bilden beide das navPaarungsrad, und in dieser Formation fliegen sie an ein ruhiges Plätzchen, um die Paarung zu vollenden. Diese Plätze finden sie häufig abseits vom Gewässer, in Feldern oder anderer höherer Vegetation. Die Paarung dauert etwa 5 bis 10 min, dann trennt sich das Paar, und das Weibchen fliegt allein zur navEiablage.
Das Weibchen sucht sich am Gewässer ebenfalls einen Platz zum sitzen und presst hier einen navEiballen heraus. Hat dieser eine gewisse Größe erreicht, fliegt sie zum Wasser und dippt mehrmals ihren Hinterleib mit dem Eiballen ins Wasser. Dieser fällt entweder auf einmal oder zu mehreren Teilen ins Wasser. Hat sich der Eiballen komplett vom Weibchen gelöst, fliegt es wieder ihren Sitzplatz an und presst einen weiteren Eiballen heraus.
Innerhalb von drei bis vier Wochen, manchmal auch länger, entwickelt sich im navEi die navLarve, bis sie schließlich schlüpft. Die Larven sind hervorragend an das Leben im Bodensubstrat angepasst: ihr Körper ist so gebaut, dass sich die Tiere schnell und relativ leicht in das Substrat eingraben können. Hier lauern sie, Kopf und Abdomenende aus dem Boden ragend, auf vorbeikommende Beute. Insgesamt verbringt die Larve zwei oder drei Jahre im Wasser, bis sie schließlich zur letzten Häutung das Wasser verlässt.
Bei der Wahl des navSchlupfsubstrates sind die navLarven nicht wählerisch: sie schlüpfen in waagerechter Position auf dem Uferkies genauso wie in senkrechter Position an Seggen am Ufer. Generell legen die Larven keine weiten Strecken zurück, vielmehr kann man oft navExuvien finden, deren navAbdomenende noch im Wasser ruht. Da die in dieser Position schlüpfende Libelle ungeschützt dem Wellenschlag ausgeliefert ist, dauert der gesamte Schlupfvorgang sehr oft weniger als eine Stunde und ist damit überaus schnell vollzogen.

Ähnliche Arten

Die Westliche Keiljungfer könnte mit allen Mitgliedern der navUnterordnung Großlibellen (Anisoptera) verwechselt werden. Typisch für die navFamilie Flussjungfern (Gomphidae) ist jedoch, dass sich die navKomplexaugen nicht berühren; die Augen der navFamilie Quelljungfern (Cordulegastridae) stoßen an einem Punkt zusammen, die Augen der anderen Großlibellen berühren sich in breiter Front.
Die innerhalb der navFamilie Flussjungfern (Gomphidae) definierten navGattungen Flussjungfern (Ophiogomphus) und Zangenlibellen (Onychogomphus) unterscheiden sich im deutschsprachigen Raum von der navGattung Keiljungfern (Gomphus) folgendermaßen: die einzige hier vorkommende Art der navGattung Flussjungfern (navGrüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia)) hat einen hellgrünen navThorax und ein gelbschwarzes navAbdomen, und bei den Arten der navGattung Zangenlibellen (Onychogomphus) sind die navHinterleibsanhänge der Männchen zu mächtigen, namensgebenden (Kneif-)Zangen ausgebildet.
Gegenüber ihren Schwesterarten navGemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) und Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) hat unsere Art einen gleichmäßig schlanken und am hinteren Ende nicht keulenförmig verbreiterten navHinterleib.

Bilder

(zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
Männchen
Männchen
Weibchen
Weibchen
Paarungsrad
navPaarungsrad
Männchen an Exuvie
frisch navgeschlüpftes Männchen an navExuvie
Exuvie
navExuvie
Schlupf
navSchlupfunfall

Literatur, die erwähnt und benutzt wurde:

Dijkstra, K.-D.B. & R. Lewington (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. Gillingham: British Wildlife Publishing. S. 190-191

Monnerat, C. (2005): Gomphus pulchellus. - In: Wildermuth, H., Y. Gonseth & A. Maibach (Hrsg.): Odonata - Die Libellen der Schweiz. Fauna Helvetica 12. Neuchâtel: CSCF. S. 176-179
Raab, R., A. Chovanec & J. Pennerstorfer (2007): Libellen Österreichs. Wien: Umweltbundesamt & Wien, New York: Springer. S. 164-165
Robert, P.-A. (1959): Die Libellen (Odonaten). Bern: Kümmerly & Frey. S. 228-229
Sternberg, K., B.Höppner, A. Heitz & S. Heitz (2000): Gomphus pulchellus - Westliche Keiljungfer. - In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Bd. 2: Großlibellen (Anisoptera). Stuttgart: Ulmer. S. 293-303
Suhling, F. & O. Müller (1996): Die Flußjungfern Europas - Gomphidae (Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 628 = Die Libellen Europas Bd. 2). Magdeburg: Westarp-Wissenschaften und Heidelberg, Berlin, Oxford: Spektrum Akademischer Verlag. 240 S.


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