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der Hinterleib - Abdomen
Abb. 1: Hinterleib des Männchens einer Großlibelle nach Bellmann
Der dritte und längste Körperabschnitt ist der Hinterleib, das Abdomen (Abb.1). Es besteht aus 10 röhrenförmigen Abschnitten, den Hinterleibsringen oder Abdominalsegmenten. Durch Membranen zwischen den einzelnen Segmenten, den Intersegmentalhäutchen, ist das Abdomen sehr beweglich. Es erfüllt viele Funktionen: In ihm befinden sich das röhrenförmige Herz, die Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane, es dient als Flugstabilisator, mit ihm kann die Libelle die Körpertemperatur variieren, und mit ihm können auch die Flügel geputzt werden. Als Besonderheit unter den Insektenordnungen tragen die Libellenmännchen unter dem zweiten Abdominalsegment das sekundäre Geschlechtsorgan (Kopulationsorgan), in welchem die vor jeder Paarung neu aufzufüllende Samenkapsel untergebracht ist. Das primäre Geschlechtsorgan der Männchen liegt unter dem neunten Abdominalsegment (Abb. 2). Bei den Weibchen liegt der Legeapparat, der Ovipositor, an der Unterseite des achten und neunten Segmentes (Abb. 2). Bei Arten, die endophytisch (in Substrate einstechend) ihre Eier ablegen, ist der Ovipositor stark ausgeprägt und gut zu sehen, wohingegen bei Arten mit exophytischer (über Wasser abwerfend) Eiablage dieses Organ stark verkümmert sein kann, so dass es fast nicht sichtbar ist. Am Ende des Abdomen liegen bei beiden Geschlechtern zwei paarige Anhänge, die zwischen den Arten stark variieren. Beim Männchen (von oben betrachtet) sehr gut zu erkennen sind zwei Zangen, die Appendices superiores (Abb. 3), auch äußere (obere) Zangen oder Anhänge genannt. Das Männchen greift mit ihnen das Weibchen am Prothorax (Kleinlibellen) oder hinter die Augen (Großlibellen), um sich anschließend mit ihr zu paaren. (Diese Zangen sind so markant für die einzelnen Arten, dass sie z.B. bei den Binsenjungfern (Lestidae) als einfachstes Artunterscheidungsmerkmal gelten.) Neben den äußeren Zangen besitzen die Libellen auch noch innere (untere) Zangen oder Anhänge, die Appendices inferiores. Sie sind stiftförmig und unterstützen den Zangengriff der Männchen (Abb. 3).
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Abb. 2: Hinterleibsenden einer Großlibelle oben: Männchen, unten: Weibchen nach Bellmann |
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Abb. 3: Hinterleibsanhänge eines Männchen der Glänzenden Binsenjungfer (Lestes dryas) nach Bellmann |
Allgemein unterscheidet man bei den Libellen drei verschiedene Arten von Körper-Farben:
Strukturfarben: Hierzu zählen alle Farben mit metallischem Glanz. Sie entstehen durch die Struktur des Chitinpanzers und bleiben auch nach dem Tod erhalten.
Pigmentfarben: Dies sind alle leuchtenden Farben, die nicht metallisch glänzen. Sie entstammen den Muskelansätzen und liegen somit unter dem Chitinpanzer, der an diesen Stellen durchsichtig ist. Diese Farben verlöschen nach dem Tod des Tieres, da ohne weitere Behandlung die Muskel verfaulen. Außerdem gehören die dunkelbraunen bis schwarzen Farben innerhalb des Chitinpanzers zu den Pigmentfarben.
Wachsfarben: Hierzu zählen die meist bläuliche Bereifung vieler Männchen, seltener der Weibchen. Sie werden von Hautdrüsen erzeugt. Da die Weibchen während der Paarung mit ihren Füßen oft den Hinterleib der Männchens umklammern (Abb. 4), lässt sich durch ihre Abnutzung der Farben auch auf das Alter der Männchen schließen ("Kopulationsmarken" (Abb. 5); Je stärker die Abnutzung, desto häufiger hat es sich bereits verpaart und desto älter ist somit das Männchen.). Diese Farben bleiben nach dem Tod erhalten, lassen sich aber abwischen.
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Abb. 4: Paarung eines Spitzenflecks (Libellula fulva). Das Weibchen (unten) unklammert mit seinen Füßen den Hinterleib des Männchens. |
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Abb. 3: Hinterleib eines älteren männlichen Spitzenflecks (Libellula fulva). Die "V"-förmige schwarze Zeichnung in der Mitte des Hinterleibs entstand durch die Abreibung der Wachsfarbe, verursacht durch die Füße des Weibchens bei der Paarung. |
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Literatur, die erwähnt wurde:
Bellmann, H. (1993): Libellen: beobachten - bestimmen. Augsburg: Naturbuch-Verl.
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