Nachdem die Paarung vollzogen ist, begeben sich die Weibchen, oftmals von den Männchen begleitet, zur Eiablage. Dabei verfolgen die einzelnen Arten verschiedene Ablagestrategien. Grob lassen sie sich einteilen in
Prachtlibellen (Calopterygidae): Das Weibchen sucht den Eiablageplatz auf, den das Männchen weist. Sie legt allein ihre Eier ins Pflanzengewebe, taucht dabei gelegentlich auch unter. Das Männchen verbleibt in der Nähe und bewacht das Weibchen im "Hubschrauberflug".
Binsenjungfern (Lestidae): Die Eiablage erfolgt hauptsächlich gemeinsam. Dabei werden die Eier in untergetauchte Pflanzenteile gelegt, mitunter tauchen hierfür beide Partner unter Wasser. Ausnahme: Die Gemeine Weidenjungfer (Lestes viridis, Abb. 1) legt ihre Eier nur oberirdisch in Weichholzbaumarten, etwa Weide oder Pappel.
"Sympecma-Typ": Dieser Eiablagetyp ist f�r die Arten der Gattung Winterlibellen (Sympecma) typisch: M�nnchen und Weibchen sitzen w�hrend der Eiablage aneinander gekoppelt horizontal hintereinander (wie auf diesem Bild).
"Lestes-Typ": M�nnchen und Weibchen der Arten der Gattung Binsenjungfern (Lestes) legen typischerweise so gemeinsam die Eier ab, dass sich beide aneinander gekoppelt �bereinander an einem senkrechten Halm festhalten (wie auf diesem Bild).
Abb. 1: ein sogenanntes "Tandem" der Gemeinen Weidenjungfer (Lestes viridis) bei der Eiablage
Federlibellen (Platycnemidae): Die Eiablage erfolgt ausschließlich gemeinsam. Das Männchen hält sich nur mit dem Zangengriff am Weibchen und steht so fast senkrecht über diesem. Die Eier werden in unter Wasser befindlichen Pflanzenteile gelegt, manchmal taucht das Weibchen dafür ganz unter.
Schlanklibellen (Coenagrionidae): Wie Federlibelle, nur gehen für die Eiablage zeitweilig beide Partner unter Wasser. Ausnahme: Weibchen der Gattung Pechlibellen (Ischnura) legen ihre Eier meist ohne Begleitung ab. Bei einigen Arten lösen die Männchen den Zangengriff, sobald das Weibchen ganz abgetaucht ist, verbleiben jedoch vor Ort, um den auftauchenden und erschöpften Weibchen aus dem Wasser zu helfen.
"Coenagrion-Typ": Arten der Gattung Azurjungfern (Coenagrion) legen typischerweise in einer charakteristischen Stellung die Eier. Das Weibchen steht dabei auf einer horizontalen Unterlage, w�hrend das M�nnchen schr�g nach vorn gebeugt auf ihrer Brust steht (wie auf diesem Bild).
Quelljungfern (Cordulegasteridae): Die Weibchen legen ihre Eier ohne Begleitung. An seichten, nicht befestigten Bachabschnitten fliegen sie auf und ab und stechen urplötzlich ihren Hinterleib ins Wasser, wobei der Legebohrer (siehe Abb. 3) ins Bachbett stößt und die Eier in den Boden einsticht.
Flussjungfern (Gomphidae): Die allein fliegenden Weibchen lassen ihre Eier ins Wasser fallen, indem sie über die Wasserfläche hinweggleiten und durch wippende Bewegungen des Hinterleibs die Eier abschütteln.
Falkenlibellen (Corduliidae): Wie Flussjungfern. Ausnahme: Die Weibchen des Zweiflecks (Epitheca bimaculata) legen die Eier in gallertartige Eischn�ren ab, ähnlich jenen, wie wir sie von Kröten kennen.
Edellibellen (Aeshnidae): Die Eiablage erfolgt zumeist allein (Abb. 2), nur die Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis) und die Kleine Königslibelle (Anax parthenope) legen in Begleitung der Männchen die Eier. Mit dem Legeapparat prüfen die Weibchen das mögliche Ablagesubstrat wie Moos, feuchte Erde, faulendes Holz und Pflanzen. Die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis) legt nur in die Krebsschere (Stratiotes aloides, eine seltene Pflanze) ab.
Segellibellen (Libellulidae): Da die Weibchen keine Legescheiden besitzen, werfen sie ihre Eier im Fluge ab oder streifen sie durch Berühren des Wassers mit dem Hinterleib ab. Die Ablage der Eier erfolgt überwiegend allein (Gattungen Moosjungfern (Leucorrhinia) und Blaupfeile (Orthetrum)), gelegentlich bewacht das Männchen das Weibchen (Plattbauch (Libellula depressa), vereinzelte Arten der Gattung Heidelibellen (Sympetrum)), oder die Eiablage erfolgt, vor allem zu Beginn, im Tandem (Gattung Heidelibellen (Sympetrum)).
Strategie der Eiablageplätze Hier unterscheiden wir zwei grundlegend verschiedene Arten der Eiablagestrategie, die eben bereits angeklungen sind: die endophytische und die exophytische Eiablage:
endophytische Eiablage: Die Eier werden in lebendes oder totes Pflanzengewebe gestochen, die Weibchen besitzen also einen Legebohrer.
exophytische Eiablage: Die Eier werden außerhalb vom Pflanzengewebe abgelegt, sei es, dass die Weibchen die Eier ins Wasser werfen, dass sie sie im Kies verstecken oder in feuchten Torf stechen.
Beide Strategien werden von den in Deutschland vorkommenden Libellenarten angewendet (Tab. 1).
Tab. 1: Verhältnis der Eiablagestrategien der in Deutschland vorkommenden Libellenarten nach Dreyer
Je nach Eiablagestrategie ist auch die Anzahl der Eier pro Weibchen verschieden. Endophytisch legende Weibchen legen meist weniger Eier als exophytisch legende. Die Spanne bei der Anzahl der Eier der im deutsch sprachigen Raum lebenden Arten reicht von ca. 80 bei der Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum, endophytisch) bis zu ca. 2.000 beim Zweifleck (Epitheca bimaculata, exophytisch).