Der Kopf (Abb. 1) wird durch die zwei großen Komplexaugen beherrscht. Bei den meisten Großlibellen berühren sich beide Komplexaugen, während bei den Kleinlibellen und wenigen Großlibellen beide Augen getrennt sind. Ein Komplexauge kann aus bis zu 30.000 Einzelaugen bestehen. Dabei hat jedes Auge eine bienenwabenförmige, sechseckige Form und besitzt seine eigene, starre Linse. Der obere Teil des Komplexauges eignet sich zum Fernsehen und der untere Teil zum Nahsehen. Das Sehbild wird pro Sekunde 175 mal neu aufgebaut, bei einem Menschen nur 20 mal pro Sekunde. Eine Libelle würde einen Kinofilm also nur als langsame Aneinanderreihung verschiedener Bilder sehen. Mit dem Komplexauge können Bewegungen aus Entfernungen bis zu 40 m wahrgenommen werden. Vorn zwischen den beiden Komplexaugen befinden sich drei punktförmige Einzelaugen, die Ocellen. Ihre Funktion ist noch nicht restlos geklärt. Manche Autoren vertreten die Meinung, sie dienen nur der Hell-Dunkel-Wahrnehmung (z.B.
Dreyer 1986), während andere Autoren meinen, sie dienen auch (besonders dem Weibchen) zum Sehen: Mit ihnen soll es dem Weibchen möglich sein zu erkennen, ob das Männchen, von welchem sie gerade gefangen wurde, auch der gleichen Art angehört wie das Weibchen. Wenn ja, lässt sie sich auf eine
Paarung ein, ansonsten verhält sie sich starr, und das Männchen löst den Griff. In der Nähe der Ocellen befinden sich zwei Fühler. Durch die Verformung der Fühler misst die Libelle die Fluggeschwindigkeit.

Abb. 1: Kopf einer Großlibelle
nach
Bellmann
Der vordere untere Teil des Kopfes wird durch die Mundwerkzeuge beherrscht. Aufgrund der räuberischen Lebensweise der Libelle sind diese stark ausgeprägt. Die Oberlippe (Labrum) begrenzt den Mundraum nach oben. Unter ihnen befinden sich die starken, mit je einem kräftigen Zahn besetzte Oberkiefer (Mandibel). Sie zerteilen die Beute grob. Darunter liegen die stark bedornten Unterkiefer (Maxillen), die die
Beute fein zerteilen. Die Unterlippe (Labium) schiebt die heruntergerutschte Nahrung wieder in Richtung Kiefer.
Abb. 2: typische Libellengesichter: links Kleinlibelle (
Kleines Granatauge (Erythromma viridulum)),
rechts Großlibelle (
Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum))
Der Kopf ist mit dem Thorax nur über ein sehr dünnes Körperteil ("Hals") verbunden. Es ist so flexibel, dass die Augen im Flug stets waagerecht liegen, selbst wenn die Libelle eine sehr enge Kurve fliegt und dabei die Flügel fast senkrecht stehen.
zur
Brust zum
Hinterleib
Literatur, die erwähnt wurde:
Bellmann, H. (1993): Libellen: beobachten - bestimmen. Augsburg: Naturbuch-Verl.
Dreyer, W. (1986): Die Libellen. Hildesheim: Gerstenberg
nach oben