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Kleines Granatauge

Erythromma viridulum (Charpentier, 1840)


Kleines Granatauge englisch Small Redeye,
Small Red-eyed Damselfly
niederländisch kleine roodoogjuffer
französisch Naïade au corps vert
tschechisch šidélko znamenané
polnisch oczobarwnica mniejsza
schwedisch Mindre rödögonflickslända
dänisch Lille R�d�jet Vandnymfe

Namensgebung
navdeutsch
Granatauge: nach den leuchtend roten Augen der Männchen
Kleines: es ist kleiner als ihre Schwesternart navGroßes Granatauge (Erythromma najas)
navwissenschaftlich
Erythromma: gr. erythros - rot und gr. omma - Auge
viridulum: lat. viridulus - etwas grün, grünlich


Originalgröße Systematik Gefährdung
Größe


26 - 32 mm
Unterordnung
Kleinlibellen (Zygoptera)
Familie
Schlanklibellen (Coenagrionidae)
Welt: 20 Familien
Europa: 5 Familien
D, A, CH: 4 Familien
Gattung
Granataugen (Erythromma)
Welt: 91 Gattungen
Europa: 7 Gattungen
D, A, CH: 7 Gattungen
Art
Kleines Granatauge
(Erythromma viridulum)
Welt: 4 Arten
Europa: 3 Arten
D, A, CH: 3 Arten
Unterarten
Aus Syrien und dem vorderen Asien ist die Unterart E. v. orientale beschrieben, die heller ist als die Nominatart. Da es Hybridnavpopulationen zwischen beiden Unterarten geben soll, ist der Status als Unterart sehr fraglich.

Deutschland
ungefährdet


Österreich
nicht gefährdet


Schweiz
nicht gefährdet

(siehe auch navRote Listen in D, A, CH)

Flugzeit
J F M A M J J A
S
O N D


Verbreitung
Verbreitung Ery viridulum
© navDijkstra & Lewington
violett: Hauptverbreitungsgebiet
rosa: unbestätigte, aber vermutete Vorkommen
blau: unregelmäßige Vorkommen
hellblau: unbestätigte, aber vermutete, unregelmäßige Vorkommen
Fragezeichen: isolierte unsichere Vorkommen
Welt
holomediterranes Faunenelement mit mittel-/osteuropäischem Verbreitungsschwerpunkt; von Spanien und Nordafrika im Westen bis Kasachstan und Turkmenistan im Osten; fehlt in Skandinavien, erst seit 1999 im Südosten Großbritanniens; in Ausbreitung nordwärts begriffen (Klimaerwärmung!); Arealgrenze im Norden "pulsiert": nach einigen warmen Sommern verschiebt sie sich nach Norden, nach einigen kalten Sommern verschiebt sie sich wieder in den Süden

Deutschland
verbreitet besonders in mittleren und südlichen Landesteilen; in Ausbreitung, erreicht jetzt Nord- und Ostseeküste; fehlt noch in Schleswig-Holstein

Österreich
erst seit wenigen Jahren in allen Bundesländern nachgewiesen mit Schwerpunkt in großen Talauen, navbodenständig bis 600 m, Nachweise bis 645 m

Schweiz
weit verbreitet im Mittelland und um Genf, seltener in den Tallagen des Nordjuras, des Wallis und des Tessins, zumeist 400 - 500 m, navbodenständig bis 870 m, höchster Einzelfund eines Männchens in 1.820 m

Lebensraum

Das Kleine Granatauge bewohnt eine Vielzahl unterschiedlichster, kleiner bis mittelgroßer, navstehender Gewässer. Zwingend müssen diese eine dichte, feinblättrige Tauchblattvegetation aus Hornblatt oder Tausendblatt aufweisen, die bis an die Wasseroberfläche heranreicht und sie zum Teil durchstößt. Fehlt diese Vegetation, kommt es auch mit großen Algenwatten zurecht. Schwimmblätter von See- und Teichrosen könne, müssen aber nicht vorkommen; flächige Bestände von Schwimmblattvegetation werden gemieden. Es bewohnt auch langsame bis stehende Bereiche von navFließgewässern mit ähnlichen Strukturen, gelegentlich kommt es auch in Kolken von Hochnavmooren vor. Als wärmeliebende Art ist sie in Mitteleuropa in den Talauen großer Flüsse und Ströme heimisch.

Ökologie und Lebensweise

Die navLarven gehen erst ab einer Wassertemperatur von ca. 15 °C an die Wasseroberfläche. Der navSchlupf der fliegenden Libelle erfolgt fast immer gerade knapp über der Wasseroberfläche in horizontaler Position auf den feingliedrigen Blättern der Tauchblattvegetation (Hornblatt, Tausendblatt), auf Schwimmblättern (Seerose, Teichrose), auf Wasserlinsen oder auch auf Algenwatten. Oftmals durchbricht dabei nur der Rücken (dort, wo die navLarvenhaut aufreißt) den Wasserspiegel. Der navSchlupf kann aber auch in schräger bis senkrechter Position stattfinden, wenn Tauch- und Schwimmblätter oder Algenwatten fehlen.
Zur Reifung fliegen die jungen navImagines in der näheren und weiteren Umgebung über Wiesenbrachen, an besonnten Gebüsch- und Waldränder oder an die Ufer- und andere Hochstaudenfluren.
Die navImagines des Kleinen Granatauges sind schwer nachzuweisen. Das liegt an ihrer charakteristischen Lebensweise. Die Männchen fliegen nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel, oft weit entfernt vom Ufer, in einem schnellen, zickzackförmigen Kurs über die Tauchblattvegetation. Ab und zu landen sie auf knapp über den Wasserspiegel reichende Blätter der Unterwasserpflanzen, ruhen sich hier aus und erwarten die Weibchen.
Diese kommen fast nur zur navPaarung an das Gewässer. Die navPaarung vollzieht sich innerhalb weniger Minuten zumeist am Ufer.
Sogleich fliegt das Paar in Tandemformation in Richtung offenes Wasser, um hier mit der navEiablage zu beginnen. Die navEier werden in die Blätter und Stängel der Tauchblattvegetation gelegt. Wo diese fehlt, findet die navEiablage in Algenwatten oder die Unterseite von Wasserlinsen statt. Beide Partner stehen dabei in horizontaler Position auf dem Substrat. An Orten, an denen das Männchen keinen Halt findet, stellt es sich schräg nach vorn gebeugt auf das Weibchen und flattert währenddessen mit den Flügeln. Die navEiablage findet niemals ganz untergetaucht statt.
Die navLarven, die nach wenigen Wochen aus den navEiern schlüpfen, leben in der feingliedrigen Unterwasservegetation (Hornblatt, Tausendblatt) bis in 2 m Tiefe. Hier sind sie perfekt vor ihren navFressfeinden (insbesondere Fische) geschützt. Sie meiden das Röhricht ebenso wie eine reine und dichte Schwimmblattvegetation. Die navLarve benötigt zur Entwicklung 1 Jahr, in Griechenland und eventuell anderen Ländern des Mittelmeerraumes können sich zwei Generationen pro Jahr entwickeln.

Ähnliche Arten

Durch die roten Augen der Männchen und die braunroten Augen der Weibchen, verbunden mit einem nicht rot gefärbten navHinterleib, ist das Kleine Granatauge eindeutig als Mitglied der navGattung Granataugen (Erythromma) zu bestimmen. Die Farbgestaltung des navHinterleibs erinnert an die Arten der navGattung Pechlibellen (Ischnura), doch haben diese blaugrüne Augen.
Gerade wegen der charakteristischen Färbung kann unsere Art nur mit ihrer Schwesternart, dem navGroßen Granatauge (Erythromma najas) verwechselt werden. Beide Arten unterscheiden sich durch die Färbung der letzten drei navHinterleibsegmente (Männchen; siehe Zeichnung) bzw. durch die Färbung der navBrust (von oben betrachtet, Weibchen).

Kleines Granatauge Großes Granatauge
typische Zeichnung der letzten drei navHinterleibsegmente als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal der Männchen des Kleinen Granatauges (Erythromma viridulum, links) und des navGroßen Granatauges (Erythromma najas, rechts)
nach navDijkstra & Lewington

Das Männchen unserer Art hat ein oberseits schwarzes und seitlich betrachtet hellblaues achtes navHinterleibsegment, das neunte Segment ist vollkommen hellblau, und das zehnte navHinterleibsegment trägt auf hellblauem Grund ein charakteristisches, schwarzes x. Beim Männchen seiner Schwesternart ist das achte navHinterleibsegment vollkommen schwarz, das neunte und das zehnte navHinterleibsegment hingegen vollkommen hellblau.
Gegenüber ihrer Schwesternart sind bei unseren Weibchen die hellen Striche, die von oben betrachtet auf der navBrust zu sehen sind, durchgehend und gleichbleibend breit, jene hat hingegen unterbrochene bzw. nur sehr kurze, helle Streifen.

Bilder

(zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
Männchen
Männchen
Weibchen
Weibchen
Männchen
Männchen
Männchen
navPaarungsrad
Tandem
navTandem

Literatur, die erwähnt und benutzt wurde:

Dijkstra, K.-D.B. & R. Lewington (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. Gillingham: British Wildlife Publishing. S. 121

Hoess, R. (2005): Erythromma viridulum. - In: Wildermuth, H., Y. Gonseth & A. Maibach (Hrsg.): Odonata - Die Libellen der Schweiz. Fauna Helvetica 12. Neuchâtel: CSCF. S. 62-68
Raab, R., A. Chovanec & J. Pennerstorfer (2007): Libellen Österreichs. Wien: Umweltbundesamt & Wien, New York: Springer. S. 124-125
Robert, P.-A. (1959): Die Libellen (Odonaten). Bern: Kümmerly & Frey. S. 111
Sternberg, K., H. Hunger & B. Schmidt (1999): Erythromma viridulum - Kleines Granatauge. - In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Bd. 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera) Stuttgart: Ulmer. S. 322-334


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