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Blaue Federlibelle

Platycnemis pennipes (Pallas, 1771)


Blaue Federlibelle englisch Blue Featherleg,
White-legged Damselfly
niederländisch blauwe breedscheenjuffer
französisch Agrion à larges pattes
tschechisch šidélko brvonohé
polnisch pióronóg zwykly
schwedisch Flodflickslända
dänisch Fjerbenet Vandnymfe

Namensgebung
navdeutsch
Federlibellen: nach den durch die langen Dornen an Federn erinnernden abgeplatteten Beinschienen
Blaue: nach der blauen Körperfärbung der Männchen
navwissenschaftlich
Platycnemis: gr. platys - breit und gr. knêmis - Beinschiene
pennipes: penni-pes - feder-füßig


Originalgröße Systematik Gefährdung
Größe



35 - 37 mm
Unterordnung
Kleinlibellen (Zygoptera)
Familie
Federlibellen (Platycnemididae)
Welt: 20 Familien
Europa: 5 Familien
D, A, CH: 4 Familien
Gattung
Federlibellen (Platycnemis)
Welt: 26 Gattungen
Europa: 1 Gattung
D, A, CH: 1 Gattung
Art
Blaue Federlibelle
(Platycnemis pennipes)
Welt: 33 Arten
Europa: 6 Arten
D, A, CH: 1 Art
Unterarten
Neben der in Nominatart Platycnemis pennipes pennipes wurde eine an der Südost-Adria vorkommende Unterart Platycnemis p. nitidula beschrieben, die sich in Körperfärbung und Breite der namensgebenden Beinschienen unterscheiden. Ob der Status als Unterart gerechtfertigt ist, oder ob es sich um eine regionale Rasse handelt, wird zur Zeit diskutiert.

Deutschland
ungefährdet


Österreich
nicht gefährdet


Schweiz
nicht gefährdet

(siehe auch navRote Listen in D, A, CH)

Flugzeit
J F M A
M
J J A
S
O N D


Verbreitung
Verbreitung P. pennipes
© navDijkstra & Lewington
violett: Hauptverbreitungsgebiet

Welt
westsibirisches Faunenelement, das Europa besiedelt und in einem schmalen Band bis an den Jenissej vorkommt

Europa
West-, Mittel-, Ost- und Südeuropa ohne iberische Halbinsel und große Mittelmeerinseln, Südengland, -schweden und -finnland

Deutschland
weit verbreitet und dort überall häufig, meidet die Nordseeküste und höhere Gebirgslagen

Österreich
in allen Bundesländern nachgewiesen, meidet die Hochlagen, im Flachland nahezu flächendeckend vertreten

Schweiz
in tieferen und mittleren Lagen häufig und weit verbreitet, meidet die Hochlagen

Lebensraum

Die Blaue Federlibelle besiedelt verschiedenartige Gewässertypen. Während sie navMoore nahezu komplett meidet (navbodenständig nur in Mooren mit größerer Wasserfläche), ist sie sowohl in navFließgewässern als auch in navstehenden Gewässern heimisch. Besonders zahlreich ist sie in langsam fließenden Flüssen, Bächen, Kanälen und Gräben, hingegen meidet sie schnell strömende (Gebirgs-)Bäche. Regelmäßig ist sie auch an größeren Stillgewässern anzutreffen, entwickelt sich aber auch in kleineren Gewässern. Selbst intensiv genutzte Fischerei- und Angelgewässer werden von ihr bewohnt; oftmals ist sie die einzige navbodenständige Libelle in solchen Gewässern.

Ökologie und Lebensweise

Die Blaue Federlibelle ist eine Art mit einer überaus langen navSchlupfperiode: Sie beginnt Anfang Mai und erreicht Ende Juni ihren Höhepunkt. Noch Ende Juli kann man frisch geschlüpfte Exemplare beobachten.
Ob die frisch geschlüpften Tiere regelmäßig in die Umgebung abwandern oder in Gewässernähe bleiben ist ungewiss. Ich beobachte oft sehr junge Tiere am Gewässer. Es bleibt aber offen, ob diese Tiere die Mehrzahl oder nur einen kleinen Teil der an jenem Tag bzw. an vorangegangenen Tagen geschlüpften Tiere sind.
Die Reifung der Blauen Federlibelle lässt sich sehr gut an den Männchen verfolgen. Sind sie in den ersten Stunden nach dem Schlupf noch nahezu komplett weiß mit nur angedeuteter Schwarzfärbung, werden nach etwa einer Woche ihre Augen blau. Kurze Zeit später verfärben sich auch navThorax und navAbdomen. Nun, voll ausgefärbt, sind die Männchen geschlechtsreif und bereit zur navPaarung.
Die Männchen fliegen in den späten Vormittagsstunden ans Gewässer und halten fliegend nach den Weibchen Ausschau. Sie besetzen zwar keine Territorien, doch drohen sich Männchen, die sich begegnen, durch das Präsentieren ihrer verbreiterten Beinschienen. Überaus selten kommt es zu echten Kämpfen.
Schließlich erscheinen die Weibchen am Gewässer. Wird eines von einem Männchen entdeckt, fliegt dieses auf sie zu und versucht, auf dem navThorax zwischen den Flügeln zu landen. Ist ihm das geglückt, krümmt er seinen Hinterleib nach vorn und greift mit seinen Hinterleibsanhängen an die Vorderbrust des Weibchens. Sodann fliegen beide in Tandemformation an eine Pflanze, um sich hier zu navpaaren.
Nach der Paarung fliegen beide Partner in Tandemformation zur navEiablage. Bei der Eiablage sind sie gesellige Tiere. Kaum hat sich ein Paar einen passenden Eiablageplatz gesucht, kommen andere Paare, um hier ebenfalls navEier zu legen.
Dazu sticht das Weibchen mit ihrem Legebohrer kleine Löcher in die Halme oder Blätter von Pflanzen, die mit dem Wasser in Berührung stehen. Besonders gern legt sie in die Blütenstängel der Teichrose ab. Auch in Treibgut können Eier eingestochen werden. In jedes gestochene Loch legt das Weibchen ein Ei. Oftmals sieht man Weibchen, die an einem Stängel abwärts schreiten, bis sie fast gänzlich unter Wasser ihrer Aufgabe nachgehen. Sehr selten sind Eiablagen zu beobachten, bei denen sich beide Partner unter Wasser begeben.
Nach frühestens 10 Tagen, in kälteren Gewässern auch sehr viel später, schlüpft die navLarve aus dem navEi. Ihr Lebensraum hängt vom Gewässertyp ab: der Boden bei stehenden Gewässern oder das Pflanzen- und Wurzelgewirr in fließenden Gewässern.
Im Frühjahr des folgenden Jahres begeben sich die Larven zum navSchlupf aus dem Wasser. Sie erklimmen senkrechte Strukturen am Ufer: Halme, Stängel und Blätter der Uferpflanzen. Nach wenigen Dezimetern (selten über drei Dezimeter) verankern sie sich - und der Schlupf der Libelle beginnt. Dafür benutzen sie gern die dem Wasser abgewandte Seite der Pflanze oder suchen die dichte Vegetation auf.

Ähnliche Arten

Bei einem ersten und schnellen Blick kann die Blaue Federlibelle, besonders die geschlechtsreifen Männchen, mit anderen blauen Tieren der navUnterordnung Kleinlibellen (Zygoptera) verwechselt werden, insbesondere mit Vertretern der navFamilie Schlanklibellen (Coenagrionidae). Die Männchen unserer Art sind jedoch in einem schönen hellen Blau gehalten und weisen nur eine minimale Schwarzfärbung als Mittellinie auf dem navAbdomen auf. Lediglich die letzten vier Segmente sind auch seitlich schwarz gefärbt. Die anderen Arten weisen ein dunkleres Blau in Verbindung mit einer intensiveren Schwarzfärbung besonders auf dem zweiten Hinterleibssegment auf.
Unverwechselbar ist unsere Art jedoch wegen ihrer breiten Beinschienen (siehe Seite navBrust), die zudem lange Dornen aufweisen und so an die namensgebenden Federn erinnern. Diese breiten Beinschienen kommen in Mitteleuropa nur bei unserer Art vor.
Die Weibchen der Blauen Federlibelle können daneben auch anhand ihrer Färbung nicht mit anderen Kleinlibellen verwechselt werden: es gibt in Mitteleuropa keine zweite Art, die solch helle grünlich- bis bläulich-weißen Weibchen besitzt. Achtung: Auch frisch geschlüpfte Männchen sind bis zur Geschlechtsreife wie die Weibchen gefärbt.

Bilder

(zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
Männchen
Männchen
sehr junges Weibchen
sehr junges Weibchen
Weibchen
ausgefärbtes Weibchen
Tandem
navTandem
Paarungsrad
navPaarungsrad
Eiablage
navEiablagen

Literatur, die erwähnt und benutzt wurde:

Dijkstra, K.-D.B. & R. Lewington (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. Gillingham: British Wildlife Publishing. S. 132-133

Knaus, P. (2005): Platycnemis pennipes. - In: Wildermuth, H., Y. Gonseth & A. Maibach (Hrsg.) (2005): Odonata - Die Libellen der Schweiz. Fauna Helvetica 12. Neuchâtel: CSCF. S. 108-111
Martens, A. (1996): Die Federlibellen Europas - Platycnemididae (Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 626 = Die Libellen Europas Bd. 1). Magdeburg: Westarp-Wissenschaften & Heidelberg, Berlin, Oxford: Spektrum Akademischer Verlag.
Raab, R., A. Chovanec & J. Pennerstorfer (2007): Libellen Österreichs. Wien: Umweltbundesamt & Wien, New York: Springer. S. 96-97
Robert, P.-A. (1959): Die Libellen (Odonaten). Bern: Kümmerly & Frey. S. 143-148
Sternberg, K. (1999): Platycnemis pennipes - Blaue Federlibelle. - In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Bd. 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera) Stuttgart: Ulmer. S. 452-463


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