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Grüne Flussjungfer

Ophiogomphus cecilia (Fourcroy, 1785)


Grüne Flussjungfer englisch Green Snaketail,
Green Clubtail
niederländisch gaffellibel
französisch Gomphe serpentin
tschechisch klínatka rohatá
polnisch trzepla zielona
schwedisch Grön flodtrollslända
dänisch Grøn Kølleguldsmed

Namensgebung
navdeutsch
Flussjungfer: die Larven leben vorzugsweise in Flüssen und Bächen
Grüne: nach der grünen Grundfarbe der Brust
navwissenschaftlich
Ophiogomphus: gr. ophis, ophios - Schlange und gr. gomphos - Pflock, Keil
cecilia: cecilia - Angehöriger der Familie der Caecilier im antiken Rom


Originalgröße Systematik Gefährdung
Größe





50 - 60 mm
Unterordnung
Großlibellen (Anisoptera)
Familie
Flussjungfern (Gomphidae)
Welt: 11 Familien
Europa: 5 Familien
D, A, CH: 5 Familien
Gattung
Flussjungfern (Ophiogomphus)
Welt: 95 Gattungen
Europa: 5 Gattungen
D, A, CH: 3 Gattungen
Art
Grüne Flussjungfer
(Ophiogomphus cecilia)
Welt: 29 Arten
Europa: 1 Art
D, A, CH: 1 Art
Unterarten
keine
EU navAnhang II
navAnhang IV

Deutschland
stark gefährdet


Österreich
verletzlich


Schweiz
stark gefährdet

(siehe auch navRote Listen in D, A, CH)

Flugzeit
J F M A M
J
J A S O N D


Verbreitung
Verbreitung Oph cecilia
© navDijkstra & Lewington
violett: Hauptverbreitungsgebiet
rot: vereinzelte, unregelmäßige Vorkommen aus der letzten Zeit
+: isolierte Vorkommen

Welt
eurosibirische Art mit Verbreitungsschwerpunkt in Osteuropa; im Osten bis zum Baikalsee

Europa
Osteuropa, teilweise Mittel- und Westeuropa, auf dem Balkan sehr zerstreut

Deutschland
geschlossenes Verbreitungsgebiet erreicht den Osten Deutschlands und Bayern; relativ häufig in der Lüneburger Heide; weitet Verbreitungsgebiet und örtliche Populationen zur Zeit aus

Österreich
aktuelle Nachweise nur in Südoststeiermark, Mühl- und Waldviertel, Mittel- und Südburgenland, Auen der Donau und March

Schweiz
nur in wenigen Flüssen der Nordschweiz (Reuss, Aare, Rhein, Suhre u.a.)

Lebensraum

Die Grüne Flussjungfer ist eine typische navFließgewässerart. Sie bewohnt mittelgroße, merkbar strömende, aber keine reißenden Bäche, die einen sandigen Boden haben und zwar sonnig, aber auch baumbestanden sind. Lockere Bestände von Wasserpflanzen komplettieren das optimale navHabitat. Die Art entwickelt sich auch in Strömen (Oder).

Ökologie und Lebensweise

Der navSchlupfbeginn der Grünen Flussjungfer ist abhängig von der Winter- und Frühlingstemperatursumme des bewohnten Gewässers. Erst wenn ein bestimmter Wert überschritten ist, beginnen die navLarven mit der letzten Häutung. Es genügen also nicht wenige heiße Tage nach einem langen, kalten Winter, um den navSchlupf auszulösen. Aus diesem Grunde variiert der navSchlupfbeginn sehr stark. Er kann bereits Anfang Mai stattfinden, in anderen Jahren und Regionen aber auch erst Anfang Juli. Die gesamte navSchlupfdauer beträgt bis zu acht Wochen, wobei nach 15 bis 20 Tagen die Hälfte der diesjährigen Population navgeschlüpft ist. Die Hauptflugzeit der Art erstreckt sich, abhängig vom navSchlupfbeginn, etwa zwischen Mitte Juli und Mitte September.
Der navJungfernflug bringt die Tiere unserer Art weg vom Ufer in die umgebende höhere und hohe Vegetation (z.B. Büsche und Bäume). Hier härten die Flügel weiter aus. Alsdann fliegen sie weiter, um ihr Jagd- und Reife-navhabitat zu finden. Dieses liegt z.B. auf Waldlichtungen, Waldwegen oder auch an Waldrändern.
Mit dem Erreichen der Geschlechtsreife (nach etwa zwei bis drei Wochen) kehren die Männchen zurück an das Gewässer und besetzen hier sonnenexponierte Stellen wie Sandbänke oder große Steine, aber auch dem Wasser zugeneigte Blätter der Ufervegetation. Durch die grüne Färbung des navThorax und das Gelbschwarz des navHinterleibs sind sie hier oft nur sehr schwer zu entdecken.
Weibchen suchen das Gewässer offensichtlich nur zur navPaarung und navEiablage auf; sie werden am Gewässer nur selten gesehen.
Hat sich ein Weibchen dem Gewässer genähert, stürzen sich die anwesenden Männchen auf sie. Das schnellste Männchen gewinnt: direkt nach dem Ergreifen des Weibchens wird das navPaarungsrad gebildet. Die navPaarung dauert etwa zehn Minuten. Sie wird auf dem Boden oder in der Vegetation sitzend vollzogen.
Nach der navPaarung löst das Männchen den Zangengriff, und das Weibchen begibt sich allein zur navEiablage. Sie suchen sich zunächst ein Blatt in Ufernähe aus. Hierauf setzen sie sich und pressen einen navEiballen aus. Sodann fliegt sie auf und verteilt die navEier des Ballens durch mehrmaliges Dippen im Wasser. Die navEier sinken zu Boden und bleiben hinter Steinen oder in der Submersvegetation liegen.
Nach etwa einem bis drei Monaten schlüpfen die navLarven. Dieses halten sich je nach Bodenbeschaffenheit in den Zwischenräumen oder hinter breiten Steinen auf, oder sie graben sich in den Sand. Hier lauern sie auf ihre Beute, die sie durch Berührungen und durch Sehen erkennen. Die Larvalzeit dauert zwischen zwei und vier Jahren, wobei navLarven eines navEiablagejahrganges durchaus in verschiedenen Jahren zur letzten Häutung schreiten können. In einer lauen Frühlingsnacht schließlich verlassen die navLarven das Gewässer.
Der navSchlupf der Grünen Flussjungfer findet häufig an besonders stark strömenden Bereichen des Flusses statt (z.B. Prallhang, an verengten Stellen wie in Wasser liegenden Bäumen oder an Brücken). Eventuell werden die zum navSchlupf neigenden navLarven auf ihrem Weg an Land hierher verdriftet. Die navLarven legen an Land keine weiten Wege zurück. Man findet die navExuvien deshalb in den allermeisten Fällen innerhalb eines Meters vom Uferrand. Die Libellen navschlüpfen je nach Substrat (Uferbefestigung, Steine, Wurzeln, aber auch in der Vegetation) in horizontaler oder vertikaler Position.

Ähnliche Arten

Die Grüne Flussjungfer könnte mit allen Mitgliedern der navUnterordnung Großlibellen (Anisoptera) verwechselt werden. Typisch für die navFamilie Flussjungfern (Gomphidae) ist jedoch, dass sich die navKomplexaugen nicht berühren; die navKomplexaugen der navFamilie Quelljungfern (Cordulegastridae) stoßen an einem Punkt zusammen, die navKomplexaugen der anderen Großlibellen berühren sich in breiter Front.
Von den sich innerhalb der navFamilie Flussjungfern (Gomphidae) befindlichen navGattungen Keiljungfern (Gomphus) und Zangenlibellen (Onychogomphus) unterscheidet sich die Grüne Flussjungfer als einzige europäische Art ihrer navGattung am auffälligsten durch ihre Färbung: navAugen und navThorax sind in einem satten Grün gefärbt, das auf dem navThorax nur durch schmale schwarze Streifen unterbrochen wird, während das navAbdomen mit einer gelbschwarzen Zeichnung gefärbt ist.

Bilder

(zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
Männchen
Männchen
Männchen
Männchen
Männchen
Männchen in typischer Sitzhaltung
Kopf
navKopf und navThorax eines Männchens
Schlupf
navSchlupf
Exuvie
navExuvie

Literatur, die erwähnt und benutzt wurde:

Dijkstra, K.-D.B. & R. Lewington (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. Gillingham: British Wildlife Publishing. S. 194-195

Hoess, R. & G. Vonwill (2005): Ophiogomphus cecilia. - In: Wildermuth, H., Y. Gonseth & A. Maibach (Hrsg.): Odonata - Die Libellen der Schweiz. Fauna Helvetica 12. Neuchâtel: CSCF. S. 198-201
Raab, R., A. Chovanec & J. Pennerstorfer (2007): Libellen Österreichs. Wien: Umweltbundesamt & Wien, New York: Springer. S. 170-173
Robert, P.-A. (1959): Die Libellen (Odonaten). Bern: Kümmerly & Frey. S. 236-237
Sternberg, K., B. Höppner, A. Heitz & S. Heitz (2000): Ophiogomphus cecilia - Grüne Flussjungfer. - In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Bd. 2: Großlibellen (Anisoptera). Stuttgart: Ulmer. S. 358-373
Suhling, F. & O. Müller (1996): Die Flußjungfern Europas - Gomphidae (Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 628 = Die Libellen Europas Bd. 2). Magdeburg: Westarp-Wissenschaften und Heidelberg, Berlin, Oxford: Spektrum Akademischer Verlag. 240 S.


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