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Helm-Azurjungfer
Coenagrion mercuriale (Charpentier, 1840)
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Southern Damselfly |
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mercuurwaterjuffer |
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Agrion de Mercure |
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šidélko prilbovité |
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Namensgebung
deutsch |
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Azurjungfer: nach den azurblauen Hinterleibern der Männchen Helm-: nach der Zeichnung auf dem 2. Hinterleibring der Männchen, die einen Merkurhelm darstellt |
wissenschaftlich |
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Coenagrion: gr. koinos - gemeinsam, allgemein, weitverbreitet und gr. agrion - wildes >Insekt< mercuriale: lat. mercurialis - zum Merkur gehörend (die Zeichnung auf dem 2. Hinterleibsegment erinnert an das Amtszeichen des Merkurs) |
Originalgröße |
Systematik |
Gefährdung |
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27 - 31 mm |
- Unterordnung
- Kleinlibellen (Zygoptera)
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- Familie
- Schlanklibellen (Coenagrionidae)
- Welt: 20 Familien
- Europa: 5 Familien
- D, A, CH: 4 Familien
- Gattung
- Azurjungfern (Coenagrion)
- Welt: 91 Gattungen
- Europa: 7 Gattungen
- D, A, CH: 7 Gattungen
- Art
- Helm-Azurjungfer
- (Coenagrion mercuriale)
- Welt: 33 Arten
- Europa: 40 Arten
- D, A, CH: 9 Arten
- Unterarten
Einige Autoren vertreten die Meinung, dass die Exemplare aus Italien einer eigenen Unterart C. m. castellani angehören. Deren Status als Unterart ist aber ebenso umstritten wie derjenige der nordafrikanischen Unterart C. m. hermeticum. Die hauptsächlichen Unterscheidungsmerkmale sind auch hier die Variabilitäten der schwarzen Zeichnungselemente.
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Deutschland
Österreich
Schweiz
(siehe auch Rote Listen in D, A, CH)
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Flugzeit
Verbreitung
© Dijkstra & Lewington violett: Hauptverbreitungsgebiet rosa: unbestätigte, aber vermutete Vorkommen rot: vereinzelte, unregelmäßige Vorkommen aus der letzten Zeit +: isolierte Vorkommen |
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Welt |
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atlantomediterranes Faunenelement mit Verbreitungsschwerpunkt Spanien, nördliches Portugal, Frankreich und Italien, ostwärts in Seitenarmen bis nach Ostdeutschland, vereinzelte Fundorte im Süden Großbritanniens und in Nordafrika |
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Deutschland |
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erreicht in Deutschland die nordöstliche Verbreitungsgrenze; in fast allen Bundesländern nachgewiesen, gute Bestände aber nur an wenigen Fundorten besonders in Baden-Württemberg, Thüringen, Saarland, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen |
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Österreich |
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nur zwei bodenständige Populationen in Vorarlberg |
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Schweiz |
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sehr selten, nur wenige aktuelle Fundorte besonders im Mittelland und im Jura |
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Lebensraum
Die Helm-Azurjungfer ist eine der wenigen Arten der Familie Schlankjungfern (Coenagrionidae), die an ein Leben in fließenden Gewässern angepasst ist. In Mitteleuropa besiedelt sie besonders sommerwarme, langsam fließende und Kalk reiche Wiesengräben und -bäche. Wichtig ist das Vorhandensein einer umfangreichen Vegetation. Zur Flugzeit sind die Gewässer idealerweise so zugewachsen, dass das fließende Wasser nur an sehr wenigen und kleinen Stellen sichtbar wird. Die Unterwasservegetation muss auch im Winter grün sein, damit die Larven überleben können. Ursprünglich besiedelte unsere Art Rinnsäle in Kalkquellmooren.
Ökologie und Lebensweise
Die Männchen kehren nach ihrer Reifezeit, die etwa fünf Tage dauert, als erste an das Gewässer zurück. Hier erwarten sie in der höheren Vegetation die Weibchen. Haben sie ein Weibchen entdeckt, wird es sofort angeflogen und aufgegriffen. Sodann erfolgt die Paarung. Unmittelbar nach der Paarung sucht das Paar ein geeignetes Eiablage-substrat auf. Dies sind größere, aufrecht stehende Pflanzen. Die vielfach geäußerte Annahme, dass die Eiablage nur in die Berle (Berula erecta) erfolgt, ist mittlerweile überholt. Das Weibchen legt (mit angekoppelten Männchen) die Eier einzeln in das Pflanzengewebe ab, wobei es sich immer weiter abwärts bewegt. Bleibt es ungestört, kann es vollständig untertauchen; das Männchen löst seinen Zangengriff und fliegt fort, sobald sein Hinterleib etwa zu 2/3 unter Wasser ist. Das Weibchen kann dann auch allein Eier legen und taucht auch wieder allein auf. Es kommt aber auch des öfteren vor, dass das Männchen das Weibchen bereits über Wasser verlässt; auch dann legt das Weibchen normalerweise allein weiter. Innerhalb weniger Wochen schlüpfen die Larven aus dem Ei. Sie halten sich in der Unterwasservegetation versteckt und sind relativ Standort treu. Ihre Entwicklung dauert ein oder zwei Jahre. Die Dauer ist von der Temperatur des Gewässers (je wärmer, desto kürzere Entwicklungszeit) als auch von der Individualität der einzelnen Larve abhängig. Zumindest in Mitteleuropa benötigen die Larven normalerweise zwei Jahre zur Entwicklung. Die Larven verlassen etwa Mitte Mai das Wasser. Sie klettern bevorzugt an im Wasser stehenden Halmen empor und verankern sich in bis zu 50 cm Höhe. Hier schlüpfen die Libellen. Zur Reifung und zur Jagd suchen die frisch geschlüpften Tiere die unmittelbare Umgebung ihres Schlupf-ortes auf. Die meisten Tiere halten sich dabei in einem Abstand von bis zu 6 m vom Ufer auf. Wichtig ist ihnen hier eine gewisse Deckung: reine Äcker werden wesentlich seltener besucht als ungemähte Wiesen. Wie bei allen Arten der Gattung Azurjungfern (Coenagrion) ist die Lebenserwartung der Imago relativ kurz. Die durchschnittliche Lebensdauer inklusive der Reifephase beträgt nur knapp zwei Wochen.
Ähnliche Arten
Wegen des hellblauen Grundtons der Körperfärbung der Männchen und der schwarzen Körperfärbung der Weibchen kann die Helm-Azurjungfer mit einigen anderen Kleinlibellen-arten verwechselt werden. Dies sind vor allem ihre Schwesternarten aus der Gattung Azurjungfern (Coenagrion), aber auch mit der Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum), der Pokaljungfer (Erythromma lindenii) und eventuell mit den Arten der Gattung Pechlibellen (Ischnura) besteht Verwechselungsgefahr. Letztere haben jedoch einen (in der Draufsicht) schwarzen Hinterleib, der nur am achten bzw. neunten Hinterleibsegment blau gefärbt ist. Von den anderen Arten unterscheidet sich unsere Art am einfachsten durch die Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibsegment (Männchen, Abb. links) bzw. der Form des Hinterrandes der Vorder-brust (Weibchen, Abb. rechts).
typische Zeichnung und Form von zweitem Hinterleibsegment (links, für Männchen) und Vorder-brust (rechts, für Weibchen) als wichtigste Unterscheidungsmerkmale der Helm-Azurjungfer zu anderen Arten der Gattung Azurjungfern (Coenagrion) nach Dijkstra & Lewington
Die Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibsegment des Männchens erinnert (mit ein wenig Abstraktionswillen) an einen Merkur- oder Wikinger-Helm. Auf dem Hinterleib überwiegt die hellblaue Grundfärbung vor der schwarzen Zeichnung. Lediglich die Hinterleibsegmente 7, 9 und 10 sind nahezu komplett schwarz, während das Hinterleibsegment 8 komplett hellblau gefärbt ist. Der Hinterrand der Vorder-brust der Weibchen ist relativ gerade. Lediglich in der Mitte wird diese gerade Linie durch einen kleinen, schwarzen Sporn unterbrochen. Die schwarze Zeichnung der Vorderbrust wird von einem hellen Rand begleitet. Da die Körperzeichnung der Weibchen recht variabel ist und der Zeichnung anderer Weibchen der Gattung Azurjungfern (Coenagrion) stark ähnelt, ist eine sichere Artbestimmung nur nach den Zeichnungselementen bei weiblichen Tieren nicht möglich. Weibchen treten zumeist in einer gelbgrünen Farbform auf, selten sind sie (wie die Männchen) blau gefärbt.
(zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
Männchen |
Männchen |
Männchen |
Literatur, die erwähnt und benutzt wurde:
Dijkstra, K.-D.B. & R. Lewington (2006): Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe. Gillingham: British Wildlife Publishing. S. 110
Monnerat, C. (2005): Coenagrion mercuriale. - In: Wildermuth, H., Y. Gonseth & A. Maibach (Hrsg.): Odonata - Die Libellen der Schweiz. Fauna Helvetica 12. Neuchâtel: CSCF. S. 124-127
Raab, R., A. Chovanec & J. Pennerstorfer (2007): Libellen Österreichs. Wien: Umweltbundesamt & Wien, New York: Springer. S. 108-109
Robert, P.-A. (1959): Die Libellen (Odonaten). Bern: Kümmerly & Frey. S. 140-141
Sternberg, K., R. Buchwald & W. Röske (1999): Coenagrion mercuriale - Helm-Azurjungfer. - In: Sternberg, K. & R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Bd. 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera) Stuttgart: Ulmer. S. 255-270
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